Arnsberger Erklärung

Sonntag,21.Oktober2012 von

Der Witikobund – die nach Adalbert Stifters historischem Epos „Witiko“ benannte, große patriotische Gesinnungsgemeinschaft der sudelendeutschen Volksgruppe –  hat im Vorfeld des diesjährigen Sudetendeutschen Tages auf seiner Konferenz in Arnsberg nachfolgende Erklärung verabschiedet. Sie richtet sich an alle Landsleute und politisch Interessierte, denen die Zukunft unserer Heimatlandschaften ein ernstes Anliegen sind.

 

 

Die Volksgruppe am Scheideweg –

europäische Selbstbehauptung oder Vereinstümelei

 

Sechzig Jahre nach der Vertreibung und damit in letzter Stunde, bevor die von vielen gewünschte und erwartete „biologische Lösung“ die sudetendeutsche Frage ad acta legt, steht unsere Landsmannschaft in der Verantwortung vor der Geschichte. Wir müssen uns entscheiden, ob die greifbare Chance einer Europäisierung und Politisierung unsere berechtigten heimatpolitischen Anliegen ergriffen oder vertan wird.

Die Gründung der „Europäischen Union der Flüchtlinge und Vertriebenen“ (EUFV), angestoßen durch den Verband der Istrien-Italiener unter Massimiliano Lacota und mit Beteiligung zahlreicher  Volksgruppenvertretungen aus Mittel – und Osteuropa, hat ein Tor geöffnet, durch das dringend benötigter frischer Wind in die politische Landschaft weht. Durch den Beitritt der SLÖ sind die Sudetendeutschen bereits vertreten; auch die uns schicksalsverbundenen Landsmannschaften Ostpreußen und Schlesien haben sich vorbehaltlos  angeschlossen.

„Wie hältst Du’s mit Triest?“ ist seither die Gretchenfrage, die an jeden Verantwortungsträger der Volksgruppe gerichtet ist. Der Beitritt der bundesdeutschen SL ist überfällig! Er entscheidet darüber, ob die größte Interessensgemeinschaft der Sudetendeutschen an einer gesamteuropäischen, auf höchster politischer Ebene angesiedelten Lösung der Vertriebenenfragen mitwirkt oder auf eine eigene Stimme im Konzert der Meinungen verzichtet.

Der Witikobund ruft alle Landsleute auf, in den Heimatkreisen, Gesinnungsgemeinschaften und Gremien der Volksgruppe darauf hinzuwirken, daß die geschichtliche Bedeutung des Augenblicks erkannt und das Notwendige getan wird. Dies ist auch eine Verpflichtung gegenüber unseren Erben.

 

Vor diesem Hintergrund erinnert der Witikobund mit Nachdruck daran, daß

• gültige UN·Resolutionen das Recht verbriefen „in Sicherheit und Würde in der

Heimat zu verbleiben“ oder  nach FIucht und Vertreibung „in die Heimat zurückzukehren“.

•die seit ihrer Gründung von der SL vertretenen Satzungsziele unverändert Geltung

besitzen, weil sie auf international anerkanntem Völkerrecht beruhen,

• die erforderliche Verständigung mit dem tschechischen Volk auf der Grundlage der

Geschichtlichen Wahrheit und eines gerechten Ausgleichs noch immer aussteht,

• das unverjährbare Verbrechen der Vertreibung und die Fortgeltung der Benesch-Dekrete eine unerträgliche Belastung des deutsch-tschechischen Verhältnisses und

eine Demütigung und Provokation gegenüber allen Sudetendeutschen darstellen.

Der Witikobund, dessen Ziele mit denen der Landsmannschaft vollständig übereinstimmen, wird jedem Versuch entgegenwirken, die Volksgruppe endgültig in das Abseits einer folkloristischen Vereinsarbeit zu rücken. Er wird –in freundschaftlicher Zusammenarbeit mit den aus der Slowakei vertrieben Ungarn und mit jungen Mitgliedern tschechischer Staatsbürgerschaft, die in den Heimatlandschaften leben – das Seine tun, um wirksam für unser Recht einzutreten, und ruft alle Landsleute zur Mitarbeit auf.

 

Arnsberg, der 19.April 2008

Der Bundesvorstand